Nutriceuticals in der Tiermedizin

Kategorie: Allgemein
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Was sind Nutriceuticals?

Bei dem Begriff "Nutriceutical" handelt es sich um ein Kunstwort "Nutrient" und "Pharmaceutical". Hiermit sind Produkte gemeint, die den Ergänzungsfuttermitteln zugerechnet werden, welche aber einen empirisch belegten Ruf haben, bestimmte pharmakologische Aspekte im Körper zu beeinflussen. Im Bereich der Tiermedizin erfreuen sich Neutriceuticals seit Jahrzehnten ungebrochener Beliebtheit. Das wahrscheinlich älteste Beispiel hierfür sind die "Malzpasten" zur Bekämpfung von Haarballenproblemen bei Katzen.

In der heutigen Zeit verstärken viele Tierarzneimittelhersteller ihre Bemühungen ein umfangreiches Sortiment mit Neutriceuticals zur Verfügung zu stellen. Dies lässt sich relativ einfach erklären.

Nutriceutical im Gegensatz zu Fütterungsarzneimittel

Das Arzneimittelrecht enthält eine klare Definition zu dem Begriff "Fütterungsarzneimittel" im §56. Hierin heißt es klar definiert, dass Fütterungsarzneimittel nur im Einzelfall auf individuelle Rezeptieren des Tierarztes hin vom Fütterungsarzneimittelhersteller direkt an den Tierhalter abgegeben werden dürfen. Ein Nutriceutical ist KEIN ARZNEIMITTEL im engeren Sinn. Diesen Unterschied kann man nicht oft genug betonen.

Bei einem Nutriceutical wird einem Ergänzungsfuttermittel eine bestimmte pharmakologische Wirkung unterstellt. Während in einigen Bezügen phototherapeutische Extrakte zum Einsatz kommen, deren Wirkung als empirisch gesichert gilt, wird in anderen Produkten lediglich eine spezielle Rezeptur von Zutaten verwendet, die gesellschaftlich mit dem gewünschten Nutzen belegt sind.

Im Gegensatz zu einem Arzneimittel gelten bei einem Ergänzungsfuttermittel zwei grundsätzliche Prämissen:

1. Die Wirksamkeit des Nutriceuticals muss nicht mit wissenschaftlichen Studien belegt werden. Dies erspart den Herstellern teure Zulassungsverfashren.

2. Die Hersteller dürfen kein sogenanntes Heilversprechen abgeben. Da die Wirksamkeit des Präparates nicht hinreichend durch Studien belegt ist (siehe 1), dürfen zum Beispiel Formulierungen wie "lindert Gelenkschmerzen" nicht auf einer Nutriceuticalpackung verwendet werden. Die Hersteller umgehen dieses Problem, indem sie die theoretische Wirkungsweise einiger Bestandteile erklären und damit im Kopf des Käufers eine Verbindung mit einer Wirkung erzeugen, die so nicht bewiesen ist.

Nutriceuticals in Zusammenhang mit chronischen Gelenkschmerzen

Im Zusammenhang mit arthrotischen Prozessen gibt es eine überwältigende Anzahl an Produkten, so dass eine Besprechung jedes einzelnen Präparates schlicht nicht möglich ist. Daher erlaube ich mir an dieser Stelle hier zu einzelnen Produkten Links zum Versandhändler zooplus einzustellen. Auf der entsprechenden Produktseite können Sie sich selber die Werbebotschaften der Hersteller/Vertreiber durchlesen und im Zweifel besagte Produkte käuflich erwerben. Die Tatsache, dass Produkte hier verlinkt werden, stellt keine unmittelbare Empfehlung dar, da wie bereits oben erklärt, kein wissenschaftlich gesicherter Wirkungsnachweis für die besagten Präparate existiert. Daher die Aussage meinerseits, es handele sich um Wellness-Produkte. Ein Versuch schadet nicht, wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Tier profitiert von diesen Produkten, geben Sie diese gerne.

Grob vereinfacht können die Produkte aber in einzelne Gruppen unterteilt werden.

Glykosaminoglykane

Sogenannte Glykosaminoglykane sind komplexe Moleküle aus langen Proteinketten in Verbindung mit langen komplexen Kohlenhydratketten. Glykosaminoglykane sind in hoher Konzentration in der sogenannten Synovia - der Gleitflüssigkeit in Gelenken und Sehnenscheiden - enthalten. Es existieren für einzelne Produkte tatsächlich auch wissenschaftliche Beweise, dass zugeführte Glykosaminoglykane sich tatsächlich hauptsächlich in entzündeten Gelenken anreichern. Die Theorie hinter der Wirksamkeit der Moleküle ist, dass die Synovia andere Fließeigenschaften nach Verfütterung hat und dadurch die Gelenkflächen "besser geschmiert" werden und so "gleitfähiger" sind. Das Kernproblem der Arthrose, das Aufrauen und Absterben des Gelenkknorpels und somit eine schlechtere Gleitfähigkeit der Gelenkflächen, soll so kompensiert werden.

Neben den chemisch definierten Einzelstoffen (zum Beispiel Hyaluronsäure, Chondroitin-4-Sulfat) sind vor allem die im Volksmund als "Muschelkalk" bezeichneten Extrakte aus der neuseeländischen Grünlippmuschel extrem reich an Glykosaminoglykanen. Im folgenden kleine Auswahl verschiedener Wellness-Präparate aus dem überwältigenden Angebot

Grünlippmuschel-Extrakte

Canosan - erhältlich für Hunde und Katzen

Caniviton

Hyaluronsäure

Hyalutidin

Chondroitinsulfat

Vitamin E-/mehrfach ungesättigte Fettsäuren

Bei der Zufütterung von Vitamin E beziehungsweise mehrfach ungesättigten Fettsäuren wird als Wirkprinzip definiert, dass diese Moleküle sogenannte Radikalfänger sind und "oxidativen Stress" im Gewebe reduzieren sollen. Neben positiven Aspekten bei Entzündungsprozessen sollen diese Moleküle sich ebenfalls positiv auf die Herzgesundheit und das Gefäßsystem auswirken. Dieses Prinzip wird unter anderem in der "Gelenkdiät" Hill's Prescription diet j/d eingesetzt. Weitere Präparate hierzu wären